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corona-tagebuch

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corona-tagebuch [2021/02/08 06:15]
hotcha
corona-tagebuch [2022/01/10 21:24] (aktuell)
hotcha [10. Januar 2022]
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 ^[[dieses_system_hat_mich_verloren|Mission Statement!]]^[[Corona_Dokumente|Corona-Dokumente bis 2. Mai]]^ ^[[dieses_system_hat_mich_verloren|Mission Statement!]]^[[Corona_Dokumente|Corona-Dokumente bis 2. Mai]]^
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 [[https://​www.msf.ch/​de/​uns-unterstuetzen/​spenden|würden all meine Facebook-Freunde einen monatlichen Betrag von 10 Franken bei Médecins Sans Frontières zeichnen, wären jetzt schon 1.5 Millionen zusammen!]] [[https://​www.msf.ch/​de/​uns-unterstuetzen/​spenden|würden all meine Facebook-Freunde einen monatlichen Betrag von 10 Franken bei Médecins Sans Frontières zeichnen, wären jetzt schon 1.5 Millionen zusammen!]]
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 ''​Auszug der Facebook-Postings bis zum 2. Mai: [[corona_dokumente|hier]]''​ ''​Auszug der Facebook-Postings bis zum 2. Mai: [[corona_dokumente|hier]]''​
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 +=====10. Januar 2022=====
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 +Es wird nun unterdessen zugegeben, dass die Politik auf eine Durchseuchungsstrategie setzt. "​Heftig,​ hart, aber kurz" soll es werden mit den Ansteckungen,​ wir reden ja von Tausenden, die dann gleichzeitig,​ in derselben Periode von drei bis vier Wochen, angesteckt sein werden. Bei 30'000 pro Tag, Tendenz steigend, man spricht von bis zu 100'​000 täglich. Momentan werden ca. 1% der Angesteckten in Spitalpflege gegeben, also jetzt noch fast 300 pro Tag. Die Ungeimpften werden dann die Intensivstationen und die Normalstationen verstopfen. Die Angestellten werden, falls ohne Symptome, auch mit Ansteckung zur Arbeit gehen, die Quarantäne ist dann so kurz, dass sie sich in etwa mit der Inkubationszeit deckt. Die Tests haben sich als unzuverlässig erwiesen, siehe die Geschichte an Weihnachten mit dieser mehrfach getesteten Politikerin,​ die dann eben doch sich im Nachhinein als angesteckt heraus stellte. Die Kapazitäten für Labortests sind jetzt schon am Anschlag, nett gesagt. Effektiv reichen sie nicht mehr aus.
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 +"​Heftig,​ hart, aber kurz": Als sei es ein Unwetter, nachher ist man wieder trocken, nachher räumt man die Trümmer weg. Dass es um Menschen geht, wird natürlich verschwiegen. In einem kleinen Zeitfenster geht alles drunter und drüber, so der Plan. Man wird auf die Wirtschaft aufpassen, versichert man uns, denn die Gesundheit hat man schon lange zurück gestellt.
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 +Man hat schon vergessen, dass wir mit der Impfung vor einem Jahr den Ausweg in der Hand hatten. Und es wurde ohne Not kaputt gemacht.
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 +=====6. Januar 2022=====
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 +Der Angriff von Omikron auf wirklich überlebenswichtige Betriebe beginnt. Berichte von geschlossenen Hotels häufen sich, deren Personal sich angesteckt hat oder in Quarantäne muss. Die Diskussion um Verkürzung der Quarantäne zeigt erste Resultate, viele Kantone haben diese nun auf 7 Tage verkürzt. Im TagesAnzeiger fordert ein redaktioneller Kommentar deren Abschaffung bzw. Durchführung in Eigenverantwortung:​ Arbeit Ja, Freizeit Nein, zu Hause bleiben.
 +
 +Im TA weist CVP Ruth Humbel darauf hin, dass die Quarantäne ja für Geimpfte sowieso nicht gilt... Das geht leicht vergessen, wie man den Kommentaren entnehmen kann. Ich fand dafür keine Erwähnung.
 +
 +Wien macht es vor: 50 Mitarbeiter von Energie Wien sind zu Hause ausgezogen, sie wohnen nun am Arbeitsplatz.
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 +https://​www.derstandard.at/​story/​2000132326920/​gegen-den-blackout-wien-energie-isoliert-sich-erneut
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 +Der Bund greift das Thema auf und zeigt Details zur Unterbringung. Kasernierung...
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 +https://​www.derbund.ch/​beschaeftigte-muessen-im-notfall-im-atomkraftwerk-schlafen-330175098685
 +
 +Es tauchen Berichte über hospitalisierte Kinder auf, die umstritten sind - das ist zu erwarten.
 +
 +https://​www.derstandard.at/​story/​2000132343105/​2021-wesentlich-mehr-kinder-wegen-covid-im-krankenhaus
 +
 +Die Zeit beschreibt die Coronapolitik der Schweiz als zurückhaltend,​ zu spät, ungenügend,​ die Verlierer, z.B. Immunsuppressierte,​ bleiben ohne Schutz. ​
 +
 +https://​www.zeit.de/​politik/​ausland/​2022-01/​corona-schweiz-omikron-massnahmen-durchseuchung
 +
 +Die Kommentare sind z.T. von der üblichen Brutalität:​ "Jeder kann sich schützen. Wer das nicht will: Pech gehabt, nicht mein Problem."​ Dabei steht im Artikel ja grad, dass sich nicht jeder schützen kann... Oder von der üblichen Besserwisserei.
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 +Die Resultate der Zürcher Impfwoche: 1500 Impflinge wurden erreicht... 2.5 Millionen hats gekostet. pro Impfung hat der Bund rund 1700 Franken ausgegeben. Also, genau: 1 666.666666666667
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 +{{:​impfwoche.jpg?​400|}}
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 +=====5. Januar 2022=====
 +
 +In den Abendnachrichten:​ Eine Lokführerin,​ Gewerkschafterin,​ berichtet von der angespannten Situation. Viel Personal fehlt, da sie angesteckt oder in Quarantäne sind. Die Verbleibenden machen Überstunden,​ übernehmen zusätzliche Einsätze zu Beginn und/oder Ende der Schicht, Urlaub ist natürlich gestrichen, aber auch obligatorische Weiterbildungen,​ die gesetzlich verlangt sind, werden aufgeschoben.
 +
 +Sie habe 200 Überstunden,​ und das sei kein extremer Wert, da gebe es bei Kollegen höhere Zahlen. Sie meint aber, Covid habe nur das Problem deutlich gemacht, das schon seit langem bestehe, nämlich eine zu knappe Personalausstattung der Betriebe. Sie gibt ein Beispiel an: Lokführer in Genf müssen auch für die Einsätze in Frankreich ausgebildet werden. Da ist zuerst die CH-Ausbildung,​ ich glaube, 2 Jahre, dann, nach einem Jahr Wartezeit, die französische. Ich glaube, sie erwähnte 18 Monate. Und, das ist der Knüller, die Verantwortlichen hätten um diesen Umstand nicht gewusst und also nicht richtig geplant.
 +
 +Derweil hören wir von ausgefallenen Zügen und Bussen, die ebenfalls auf Covid zurück geführt werden. ​
 +
 +Ansteckungen gemeldet: gestern 20'​000,​ heute 30'​000.
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 +Der Blick berichtet von einer kollektiven Verweigerung der Maskenpflicht an Schulen. Die Schule toleriert das, denn wie will sie das durchsetzen. ​
 +
 +Aus dem Blick:
 +
 +>Doch nicht alle konnten sich mit dieser Massnahmen anfreunden. Darunter 70 Personen, die sich in einem Brief an den Wattwiler Schulpräsidenten Norbert Stieger gewandt haben – ein grosser Teil davon waren besorgte Eltern von Schülerinnen und Schülern. Sie befürchten,​ dass ihre Kinder unter den Masken leiden müssen.
 +
 +>Ihre Forderung: Ab dem 3. Januar soll an den Schulen auf alle Corona-Massnahmen verzichtet werden. Sollte das nicht umgesetzt werden, würde man sogar das Fernhalten der Kinder vom Unterricht in Betracht ziehen. «Wir sind entschlossen zu handeln», heisst es am Ende der Nachricht. ​
 +
 +https://​www.blick.ch/​schweiz/​ostschweiz/​massnahmen-verstoss-in-wattwil-sg-wird-toleriert-mehrere-eltern-schicken-kinder-ohne-maske-in-die-schule-id17120257.html
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 +Ein Kommentar im Standard zu einem anderen Artikel:
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 +>​Vielleicht sollten ein paar der Eltern hier mal darüber nachdenken, dass es auch ihre Aufgabe ist ihre Kinder so gut es geht durch diese Pandemie zu begleiten und dass das mit diesem ständigen Gejammere nicht gelingen wird.
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 +https://​www.derstandard.at/​story/​2000132327544/​corona-massnahmen-an-den-schulen-versagen-auf-kosten-der-kinder
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 +=====4. Januar 2022=====
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 +Sie verspürte leichte Symptome, ein Kratzen im Hals. Doch das Essen war vereinbart. Als sie ins Restaurant kamen, war der reservierte Tisch noch nicht bereit. Also wurden sie vom Besitzer zu einem Glas an der Bar eingeladen, was sie annahmen und es ohne Maske tranken.
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 +Am nächsten Tag testete sie positiv.
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 +Zu ihrer Verteidigung bringt sie vor, dass sie alle Massnahmen befolgt hätte. Sie hätte während der Skiferien täglich einen Selbsttest gemacht, der nicht angeschlagen habe. Sie habe alles  richtig gemacht.
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 +Im Radiointerview aus der Isolation (bis 6. Januar) geht sie ihrerseits zum Angriff über. Sie sei in einem Restaurant ohne ihr Wissen fotografiert worden, die Bilder an die Presse übergeben. Eine Verletzung ihrer Privatsphäre.
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 +Im Blick steht die Geschichte aus Sicht der Kunden des Restaurants. Offenbar war die Stimmung ziemlich gespannt, und es mag sich um einen Racheakt handeln. Dennoch scheint unbestritten,​ dass sie seit dem Vortag bereits Symptome gehabt hätte, gemäss Berechnungen des Kantonsarztes.
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 +Fest steht: Sie hat sich immer getestet. Und die Ansteckung wurde erst zwei oder drei Tage später manifest, man muss annehmen, dass sie sich nach zunehmenden Symptomen einem PCR-Test unterzog, wo die Ansteckung dann diagnostiziert wurde.
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 +Fest steht: Sie hat alles richtig gemacht. So viel zu den Tests, auf die grad die Nichtimpfer immer wieder verweisen, als Alternative,​ ja gar als sicherer Weg als die Impfung...
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 +https://​www.blick.ch/​fr/​news/​suisse/​la-ministre-fait-scandale-en-valais-infectee-au-covid-nuria-gorrite-seme-la-pagaille-au-restaurant-id17117596.html
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 +der Kommentar des Chefredakteurs:​ jedes Kind weiss, die Selbsttests stimmen, wenn sie positiv anzeigen; sie sind ohne Aussagekraft,​ wenn sie negativ anzeigen... Tragisch, dass das vielen nicht in den Kopf will
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 +https://​www.blick.ch/​fr/​news/​opinion/​commentaire-symptomatique-et-au-bistrot-ca-ne-devrait-pas-arriver-a-une-personnalite-politique-de-premier-plan-id17117575.html
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 +====Ansteckungszahlen publiziert am 4.1.2022====
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 +man beachte den R-Wert, der bis vor wenigen Tagen normalerweise um die 1 lag
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 +{{:​corona-tagebuch:​ansteckungszahlen_publiziert_4.1.2022.png?​600|}}
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 +=====3. Januar 2022=====
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 +typische Neujahrswünsche waren: hoffentlich bald wieder tanzen.
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 +Die Pandemie ist nicht vorbei, aber der gedankliche Umbau der Gesellschaft ist abgeschlossen.
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 +Während 2 Monaten hat man um die Angesteckten gebangt, ihr Schutz, ihre Rettung hat alle gekümmert. Dann kamen die Sitzstreiks für eine ominöse Freiheit, Erfolgsmeldungen waren typischerweise "die Polizei hat mich kontrolliert"​. Es kamen juristische Tipps, wie man sich verhalten soll. All das war entstanden aus der Bewegung 4. Mai, die den ökologischen Neustart propagierte. Man kann sagen, dass daraus die Bewegung gegen den Impfpass entstanden ist. Von ökologischem Neustart spricht niemand mehr, die Internet-Präsenz dazu ist eingeschlafen. Man redete bald schon von Arbeitsplätzen,​ die gefährdet sind - im Kultursektor. Kultur ist systemrelevant. Neustart, Antikapitalismus... das war doch mal was?
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 +Die Petition vom 4. Mai finde ich nur noch in den amtlichen Dokumenten der Bundesversammlung:​ https://​www.sachdokumentation.ch/​bestand/​ds/​2543
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 +Wer redet noch von den Kranken, den Toten, den Gefährdeten?​ Nur noch im Zusammenhang mit einer maximal möglichen Belegung der Spitäler, die in vielen Köpfen elastisch scheint. Zelte, mehr Betten, Militär, das sind ernsthaft vorgebrachte Szenarien. Für den Umgang mit den Opfer der Pandemie, die Vergessenen,​ die Abgehängten. Die Verlierer halt. Wer sich umschaut, wach ist, weiss, Verlierer waren hierzulande immer schon am Rand. 
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 +Am liebsten schweigt man einfach darüber. Oder benennt sie mit schönen Worten, die "nicht diskriminieren"​...
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 +Heute wurden die Ansteckungszahlen kommuniziert. 50'000 waren erwartet worden über die vier Festtage, 38'000 sinds geworden. Allerdings stellte sich nach der Kommunikation schnell heraus, es fehlte ein Tag, es sind die Zahlen von drei Tagen. Einer fiel einfach unter den Tisch.
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 +Update: 57'000 waren es offiziell.
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 +Es steht uns jetzt ein Jahr bevor, wo all die optimistischen Deutungen der letzten Wochen einem Realitätscheck unterzogen werden. Omikron sei zwar viel ansteckender,​ aber viel weniger schlimm. Man könne es jetzt einfach "​durchlaufen"​ lassen. Die "​Durchseuchung"​ ist sowieso seit langem, seit diesem Sommer wohl, die nie deklarierte Politik unserer Regierung. Und der Konsens ist glücklich, dass er noch einmal davon gekommen ist ohne tiefgreifende Auswirkungen auf seinen Alltag. ​
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 +Da ist er ganz eins mit seinen Eltern, der Autogesellschaft und der Strom-kommt-aus-der-Dose-Gesellschaft.
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 +Wohin diese Haltung führt, sollte man doch unterdessen wissen?
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 +Die Verlierer sollen sich einfach vom Acker machen.
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 +=====4. September 2021=====
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 +Die Spitäler sind wieder am Anschlag. Warum? Hier die Zusammenfassung des Artikels im Tagesanzeiger:​
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 +//Die Schweiz hat die Situation momentan also nicht wirklich im Griff. Dass sie im internationalen Vergleich so schlecht abschneidet,​ ist wahrscheinlich eine Kombination aus verschiedenen Faktoren: eine tiefe Impfquote, lasche Massnahmen, hohe Fallzahlen und viele unentdeckte beziehungsweise unbemerkte Fälle. Letztere sind für die Betroffenen nicht so schlimm, da sie wohl nur leichte oder gar keine Symptome aufweisen. Trotzdem sorgen sie dafür, dass sich das Coronavirus in der Schweiz weiter ausbreitet.//​
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 +http://​von-unten.ch/​doku.php?​id=corona_dokumente#​spitaeler_am_anschlag_wir_fragen_uns_wie_lange_wir_noch_durchhalten
 +=====21. Juli 2021=====
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 +Die Ansteckungen nehmen in Europa wieder zu. Strittig ist, inwiefern das noch relevant ist, da rund die Hälfte der Bevölkerung geimpft ist. Es bleiben ca. 15% der Alten, die immer noch nicht geimpft sind. Die Impfbereitschaft ist auch in meinem Milieu, künstlerisch,​ alternativ, mittelständisch geringer als anderswo.
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 +Veranstaltungen aus unseren Kreisen werden denn auch mit wütenden Kommentaren eingedeckt, wenn sie für den Zugang Impfung oder aber Test voraussetzen. Von Zwei-Klassen-Gesellschaft,​ Mitmachen, Faschismus gar ist die Rede. Allerdings handelt es sich offenbar um eine verbohrte lautstarke Minderheit.
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 +Dass sie so die Öffnung gefährden, scheint ihnen unwichtig.
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 +Unverständlich.
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 +Allerdings fällt mir auch wieder auf, wie die Veranstalter nicht immer sauber argumentieren,​ sie weisen immer wieder darauf hin, dass sie nur die Vorschriften befolgen und dass man sich an den Bund, an admin.ch wenden soll. Dabei ist es doch auch in ihrem Interesse, wenn wir nicht einen erneuten Lockdown verordnet bekommen, wie es in Holland, in Spanien, in Griechenland schon wieder der Fall ist, nach einer ganz kurzen Öffnung nur.
 +
 +=====27. Juni 2021=====
 +
 +Ab Sonntag ist quasi alles wieder frei gegeben, ich mag hier die Details gar nicht notieren. ​
 +
 +Gestern Abend Pizza im kleinen Kreis, zwei Paare und ich, der Bäcker. Das eine, zugeladene, war offenbar nicht geimpft, man spürte es sofort, wenig später kamen sie von selbst darauf zu sprechen. Und wollten von mir wissen, wie ich dazu stehe. Dabei hatte ich vorher gemeint, ich wolle nicht drüber reden....
 +
 +und so gingen dann wohl so 60 Minuten vorbei, wo ich feststellen konnte, dass die beiden Massnahmenverweigerer der ersten Stunde sind. Weiter gelebt hätten wie vorher. Ohne Ansteckung. Das aber wohl auch, weil sie in einem kleinen abgelegenen Dorf ihre Beziehung leben.
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 +Interessant und typisch aber ist, dass sie sich auch der Impfung verweigern. Da haben sie ganz detaillierte Argumente auf Lager, über Zellen, in die eingedrungen wird, über Spätfolgen noch nach Jahren, über irgendwelche Spitzen des Virus, die verlängert würden und deshalb ganz gefährliche Folgen drohten, weitere Greatest Hits aus dem Argumentenkatalog,​ ein paar waren mir schon begegnet wie zum Beispiel "​interessant doch, dass die Ansteckungen schon vor den Impfungen zurück gegangen sind"​... Dinge, um die ich mich schon lange nicht mehr kümmere, die es nicht Wert sind, dass man sich damit abgibt. Die Impfung wirkt, die Zahlen gehen rapide gegen Null, was will man da noch beckmessern?​ Sintemalen nur ein ganz krankes Hirn da noch eine Verschwörung des Grosskapitals,​ der Politik, der Pharmaindustrie wittern kann. Wie soll so was auch funktionieren?​ Wie koordiniert werden? Das gemeinsame Problem jeglicher Verschwörungstheorie,​ übrigens.
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 +Ich stelle fest, auch nachdem ich mal stichprobenweise die Genfer Spinnerin Chloé Frammery gegoogelt habe, dass diese Querdenker alle den selben Sprung in der Schüssel haben. Sie sind alle gegen die Impfung, mit weit hergeholten Begründungen,​ die genau so in obskuren Details sich verlieren. So wie sie seit Anfang gegen alles sich stellen.
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 +Was ist mit diesen Leuten los? Ich habe mit ihnen eher Mitleid gehabt als dass ich zornig sein könnte. Es ist offensichtlich pathologisch.
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 +Für den Herbst wird die Vierte Welle erwartet. Die indische Variante wird sich durchsetzen. Die Ansteckungen werden sich unter den Ungeimpften verbreiten. Man hofft, die jetzige Impfquote von 50% auf 70 oder 80 zu steigern, um so die Welle klein zu halten. Etwas mehr als 30% haben bereits eine volle Impfung erhalten. Der Zulauf zu den Impfzentren lässt nach, man muss die Leute bereits einwerben, erste Zentren werden in den nächsten Tagen geschlossen. In den Spitälern finden sich in den Intensivstationen fast ausschliesslich Ungeimpfte, also Jüngere.
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 +=====11. Mai 2021=====
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 +ich glaube, das vergangene Wochenende war das Signal zur Rückkehr zur "​Normalität"​. Die Freizeitanlage Gurzelen in Biel hat wieder geöffnet, Klubs zeigen Konzerte an, die Elogen auf "​endlich wieder ein Bier auf der Terrasse"​ häufen sich.
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 +Was nirgends Erwähnung findet: Bisher hat die Pandemie in der Schweiz 10'704 Tote gefordert. Es ist ein sehr beklemmendes Gefühl. Man hat auch den Eindruck, man redet besser nicht darüber, um die innige Festfreude nicht zu stören.
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 +Man weiss aus der Vergangenheit,​ dass Solidarität eigentlich nur ein Wort ist. Wenn man von den Erniedrigten und Beleidigten spricht, von den Verlierern, dann sind sie selten von hier. #​openborders,​ #​nooneleftbehind,​ schlussendlich Schlagworte,​ weil diese Solidarität erfordert nicht das geringste persönliche Opfer, nicht die geringste persönliche Einschränkung. Man weiss um Opferorganisationen,​ Krankenverbände,​ die sich um die Vergessenen der Schweiz kümmern, meistens aus persönlicher Betroffenheit,​ weil man selber oder öfters noch Angehörige einen Schicksalsschlag erlitten haben und dann feststellen,​ wie ungenügend die Anteilnahme der Anderen konkret ist.
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 +Das haben wir Corona-Betroffenen nun selber erfahren. Warum musste nach einem Jahr Corona eine Organisation gegründet werden, die sich um diese kümmert, lobbyiert, auf Long Covid aufmerksam macht? Das allein sagt alles, man muss nur deren Dokumente und Aufrufe lesen, es ist zum Heulen.
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 +Carolin Ehmcke, höre ich, hat ihr Corona-Tagebuch veröffentlicht und sie kommt zu den selben Schlüssen wie ich. Immerhin. Manchmal habe ich das Gefühl, ich sei überempfindlich. Aber ein abschliessendes Urteil, nach einem Jahr der Pandemie, ist ohne grosse Anstrengung heute möglich: Sobald die Menschen in meinem Land für die Solidarität ein Opfer bringen müssen, dann werden sie bockig, suchen Tausende Ausflüchte und Verniedlichungen,​ verunmöglichen dass die Krise gemeistert wird. Das war noch eine harmlose, unangekündigte Krise. Allerdings auch die grösste seit dem Zweiten Weltkrieg. Zwei weitere lauern schon, man weiss, dass sie kommen. Klima, Flüchtlinge.
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 +Es ist heute schon klar, dass die Schweizer zu ihrer Lösung nichts beitragen werden, mit Schlaumeiereien,​ Verharmlosungen,​ Wehleidigkeit reagieren werden. Und wieder zu einem Desaster beitragen, das sie alle schlussendlich zu Verlierern macht.
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 +Wie bei Corona.
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 +Eine kürzliche Studie, im Guardian war sie referenziert,​ hat ergeben, dass die ZeroCovid-Strategie mit sofortigen harten Lockdowns Covid aus den entsprechenden Ländern verbannt hat. Dass 20 mal weniger Tote zu beklagen waren. Dass die Wirtschaft sich schon nach einem Jahr Corona erholt hat.
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 +Hier sind wir noch nicht so weit. Und haben gut 9500 Menschen sterben lassen, für nichts und wieder nichts. Sie könnten noch leben.
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 +Wie kann man so etwas einfach weg schieben, vergessen, sich seines Überlebens freuen?
  
 =====07. Februar 2021===== =====07. Februar 2021=====
corona-tagebuch.1612761356.txt.gz · Zuletzt geändert: 2021/02/08 06:15 von hotcha